Traditionskegelclub von 1992

LTU 2002
03. - 06. Oktober 2002 nach Mallorca

Tourbericht

Mallorca 2002 - Für ein paar Dollar/Euro mehr

1. Tag

Als der batteriebetriebene Hahn um 2:oo Uhr morgens krähte, konnte von ausgeschlafen nicht die Rede sein. Besser hatte es Ken o´ B gemacht. Aus Angst davor, sich zuhause noch das Knie zu verdrehen und wie vor 2 Jahren zwangspausieren zu müssen, hatte er sich gar nicht erst hingelegt, sondern kam statt dessen direkt aus der Disse zum Bahnhof. Paula hingegen hatte weniger Glück. In weiser Voraussicht hatte er sich seine Achillessehne bereits im Juni gerissen, um im Oktober wieder fit zu sein, doch da hatte er die Rechnung ohne einen promovierten Quacksalber gemacht und zudem sein faules (Heil-) Fleisch überschätzt. Öshi konnte sich nicht von seiner Arbeit trennen und wollte später nachfliegen. So immerhin zu neunt vereint schaukelten wir mit dem Regionalexpress (!) Richtung Landeshauptstadt, um den ersten Flieger in Richtung Sonne zu nehmen.

Um diese Uhrzeit hatten wir aus verständlichen Gründen die Augen mehr oder weniger auf. Chynasky muss sie ganz geschlossen gehabt haben, denn er hatte am Bahnhof seinen Rucksack stehen lassen. Da er nicht wusste was drin war, konnte er sich auch nicht richtig ärgern. „Hallo, kleine Maus …“ säuselte er mit geheuchelter Sehnsucht in sein Handy, als er gegen 3:30 Uhr seine Liebste aus dem Schlaf klingelte, um sie zu bitten, auf dem Bahnhof nach dem Gepäckstück zu sehen. Es half alles nichts. Der Sack war weg.

Vergleichsweise nüchtern erreichten wir kurz nach 4:00 Uhr den Düsseldorfer Flughafen. Das Einchecken verlief reibungslos und trotz unserer schweren Intimpiercings, gab es kein Petting bei der Sicherheitskontrolle. Schade, dachten wir und entschlossen uns spontan zu einem Sehrfrühschoppen im Cheers.

Die Laune war bestens und ruck zuck wurde der LTU-Airbus geentert. Nach gut 2 Stunden Flug nahmen wir an der traditionellen Kofferverlosung teil und erhielten – nach der in Spanien auch im Anschluss an das Frühstück üblichen Siesta - glücklicherweise alle unsere Koffer zurück.
Mit drei Taxen ging es zur Interimsherberge „Dunas Blancas“. Bei der Abrechnung mussten wir feststellen, dass uns offenbar der Tarif für einen mobilen Puff in Rechnung gestellt worden war. Wir blieben unbefriedigt, aber höflich. Im Hotel erklärte man uns dann, dass unser Nachtlager überbucht wäre. - Wir könnten jedoch für vier Personen ein Familienzimmer haben. Nach kurzer Ungezieferanalyse und Bestochen mit einem unklaren Gefasel von Freigetränken willigten wir schließlich ein. Zwischenzeitlich wurden wir von anderen Gästen auf die Geschäftstüchtigkeit diverser Straßengangs aufmerksam gemacht, die auch die Körpersprache beherrschen sollten. Klar, darauf mussten wir erst mal etwas trinken.

In der unserem Club eigenen Verwandtschaft zu Wandervereinen, ließen wir etwa 20 Kneipen links und rechts liegen und steuerten den Balneario 6 an, um mit einem ersten Belastungstest in der Halb-Liter-Klasse zu beginnen. Alles war plötzlich wie vor 2 Jahren.

Nach dem Mittagessen landeten wir irgendwie im MegaPark. Hier wurde eine ungepflegte Elchseiche namens Warsteiner ausgeschenkt und die Musik war auch vom „Feinsten“. Ein paar Go-Go-Girls mühten sich auf den Tischen. Nur zwei der Mädels wussten uns zu gefallen. Schnell war uns klar, dass wir die Luder aus dem Dreck rausholen mussten.

Unser Hotel sahen wir nur kurz und meist im 16:9-Format. Boxenstopp, Abendessen und weiter ging es.

Wer nicht wusste, wie spät es war, konnte sich von freundlichen, dunkelhäutigen Einheimischen an jeder Ecke die Zeit sagen lassen. Einmal ins Gespräch gekommen wollten diese ihre Uhren sogar verschenken – gegen einen kleinen Obolus versteht sich. Aus dieser Nummer kamen wir schnell und elegant heraus, denn schließlich haben wir ja einen Immobilienmakler im Verein und kennen die Sachlage.

Wir machten wieder Station im MegaPark, tranken uns ein wenig Mut an, bevor wir weiterzogen. Vorbei an einigen Rein- oder Rausschmeißern, bahnten wir uns den Weg Richtung RIU Palace, das wir noch in guter Erinnerung hatten. Auf dem Weg dorthin ließen wir uns von einer knabenhaften Linzerin in ein Gespräch verwickeln und landeten prompt im (so genannten) Paradies. Erwartungsfroh stolperten wir die Treppe herunter und trauten unseren Ohren nicht. Der DJ muss die CDs auf dem Flohmarkt gefunden oder mit der falschen Geschwindigkeit gebrannt haben. Das Gereatrie-Paradies entpuppte sich als „Edel“-Schlagerfalle für bewegungsunwillige Senioren und so drehten wir uns auf dem Absatz um. Die Österreicherin konnte sich ihr Grinsen nicht verkneifen und tröstete uns damit, dass die Eintrittskarte auch für ´s RIU gilt. - Hier fühlten wir uns gleich wieder zuhause. Neugierig machte uns die Leuchtschrift „Royal Suite“. In Erwartung eines Separee´s steckten wir unsere Nasen durch den schweren Vorhang. Von wegen Separee. Das sah mehr aus wie der Durchbruch zum Paradies. Schnell war uns klar, dass es sich bei der Reserve-Disco um das Sterbezimmer des Etablissements handeln musste. Tatsächlich! Am späteren Abend referierte der scheintote Christian Anders unter dem Motto „Es fährt ein Zug nach nirgendwo“ über das Thema „Qualvoll sterben mit Schlagern“. Die einen amüsierten sich darüber, dass der zottelige Esoterik-Heini nicht mal den Anfang seines eigenen Liedes stammeln konnte, wie einer zu berichten wusste. Andere hatten wohl die Hoffnung Zeuge seines Ablebens zu sein. Im RIU hingegen wurde das Highlight des Abends angekündigt. Die 937. Version von „Zeig mir mal die Möpse“ – diesmal nahezu stofflos getarnt als Miss-Tanga-Wahl. 5 Allround-Mädels aus dem RIU-Entertainment-Ensemble durften zum Abschluss ihres 25-Stunden-Tages noch einmal blank ziehen, um das bereits größtenteils angeknockte Publikum bei Laune zu halten.

Irgendwann früh morgens statteten wir unserem Hotelzimmer einen Höflichkeitsbesuch ab, um im Schnell-Lade-Verfahren unsere Akkus aufzutanken.

Tag 2 (Freitag)

Mehr oder weniger voll (-zählig) erschienen wir um 9:00 Uhr zum Frühstück der Sub-Economy-Class. Da unsere Geschmacksnerven zu dieser nachtschlafenden Zeit erfahrungsgemäß ohnehin betäubt waren, kein Problem. Wie am Vorabend nicht eindeutig abgesprochen, stand am Morgen bereits ein gemieteter Mini-Bus vor dem Hotel. Ken o´ B, der ja schon eine Partynacht voraus war, hatte in asketischer Manier auf einen Teil des Alkohols verzichtet, um uns sicher durch die Berge Mallorcas zu kutschieren. Wir beschlossen den geschichtlichen Dorfkern von Soller und die historische Eisenbahn zu besichtigen – am besten sitzend von einer zentral gelegenen Kneipe aus. Gesagt - getan.

Als nächstes Ziel sollte andernorts ein gepflegtes Lokal aufgesucht werden, weil die sättigende Wirkung des Frühstücks mehr und mehr nachließ. Nach einem feudalen Essen irrten wir noch ein wenig umher, bis wir wieder Kurs auf Arenal nahmen. Zum Glück kann Ken o´ B besser Auto fahren als kegeln ;-). So blieb das Fahrzeug auf der Bahn und alle Neune kehrten unversehrt zurück. In der lekketäsch-eigenen Entschlossenheit und Kompromissfähigkeit zerstreute sich das Teilnehmerfeld bis zum Abendessen. Wölff und Linda hatten wohl ihr Duschgel vergessen, denn sie trauerten noch immer der Schaumparty im Mega-Park nach, an der sie nun nicht teilnehmen konnten.

Das Abendessen war wie immer auf die Trinkgewohnheiten der Hotelgäste abgestimmt – Frittiertes in allen Größen und Formen – jedoch stets in der gleichen Geschmacksrichtung.

Um keine Zeit zu verschwenden stolperten wir wieder in den MegaPark. Lt. Kassenbon hatten wir dabei die letzte Minute der Happy-Hour mit unserer Bestellung erwischt und so stand nun die doppelte Menge der Elchseiche auf dem Tisch. Reklamationen waren zwecklos. Das Unterhaltungsprogramm wurde auf das Bierniveau gedrückt. Big Brother-Insasse Jürgen hatte ein freigeschaltetes Mikro gefunden und ließ sich nicht davon abhalten uns davon zu überzeugen, dass er nicht nur scheiße singen kann, sondern, dass was er singt, auch noch scheiße ist.

Als nächstes stand der obligatorische Abstecher zum Bierkönig auf dem Programm. Wixää, unser Pöbelbeauftragte, nutzte die erste Gelegenheit dem nervigen und übermütigen Saftschlepper gleich zu Beginn Demut beizubringen, indem er es mit dem Wechselgeld genau nahm. Ob es in der Folge nur noch Keulenbier gab, konnten wir nicht abschließend klären. Im Bierkönig hatten wir Alkoholics uns mit unserem Workaholic Öshi verabredet, der den Tag über noch gearbeitet hatte und hinterher geflogen war. Endlich waren wir (fast) vollständig. Zunächst unbemerkt hatte sich eine etwa 15 Frau starke Truppe einen Tisch hinter uns niedergelassen. Wie wir erfuhren, handelte es sich um den „Häkelclub Sauerland Süd“. Die Häkel-Masche diente natürlich nur dazu, die Gesprächspartner einzuwickeln. Mit den Mädels, die es mit der Wahrheit offenbar nicht so genau nahmen, kamen wir schnell ins Gespräch und die Tische wurden zusammen geschoben. So erfuhren wir eine unglaubwürdige Story nach der anderen. Medikamente (und Drogen) waren ihnen nicht fremd, denn einige von ihnen waren im medizinischen Bereich tätig. Ob die Apothekerin, die Apothekenhelferin oder die Krankenschwester die Arzneimittelschränke geplündert hatten, blieb offen. Jedenfalls waren die Mädels gut drauf. Die Trinkgewohnheiten waren so unterschiedlich wie bemerkenswert. Eine angebliche Steuerfachgehilfin zappelte den ganzen Abend auf Mineralwasser, die Apothekenhelferin kippte sich einen Sekt nach dem anderen. Die anderen waren da weniger anspruchsvoll.
Ob so viel netter weiblicher Begleitung um uns, schlawenzelten einige sabbernde Verehrer um unseren Kreis, darunter auch eine schlechte Kopie von Campino von den Toten Hosen. Er mühte sich redlich, blieb aber letztlich ohne Erfolg. Unser Tisch war mittlerweile das Partyzentrum und wiederholt forderten sich Daggi, Steffi und Ken o´ B gegenseitig zum Vergleichstanz auf dem Tisch auf, um beim aktuellen Chart-Hit „Asere Je“ die Truppe anzuheizen. Die Stimmung war topp, als wir gegen 0:30 Uhr nach drinnen zogen. Hier ging die Party bei bester Musik noch lange weiter. Spät kam die Idee auf, dem Regines noch einen Besuch abzustatten. Wir kamen genau rechtzeitig. Der abgewrackte Schlagerfuzzi Jürgen Marcus kam uns auf der Treppe ziemlich abgekämpft entgegen, so dass wir sein jämmerliches Gewimmer nicht mit anhören mussten.

3. Tag

Nach kurzem Frühstück und dem obligatorischen separaten Bezahl-Frühstück von ich-schaffe-es-nicht-früher-aus-dem- Bett-Chynasky zogen wir im grünen Jubiläums-Outfit zum Ballermann 3, um unsere Jahreshauptversammlung abzuhalten. Die diesjährigen Tour-T-Shirts, die Zeugwart Chicken für jeden besorgt hatte, waren mit Hinweisen auf unser 10-jähriges Jubiläum und unseren Internetauftritt versehen. Aber auch im 10. Jahr gleichen sich die Szenen.
Die, die einen Rechenschaftsbericht vorzutragen hatten, waren nicht vorbereitet und die, die eigentlich nichts zusagen hatten, nutzen das Podium. Der Pöbelbeauftragte, Wixää, der sich all´ seine Frechheiten nicht hat merken können, las vom Zettel ab. Kurz zusammengefasst, ranzte er jeden Funktionär mit dem Hinweis an, dass im vergangenen Kegeljahr alles scheiße gewesen war, um dann mit dem Satz zu schließen, er stände für eine Präsidentschaft zur Verfügung. Unser Entsetzen über diese Randgruppen-Meinung musste zunächst heruntergespült werden. Es setzte wie üblich eine Diskussion über Nichtigkeiten ein, die nichts desto trotz hart und leidenschaftlich geführt wurde und wie üblich ohne Ergebnis blieb. Ganz im Gegenteil zur Vorstandsauslosung. Um das Zweitschlimmste (hinter Wixää) zu verhindern hatten wir Linda, unseren Rekord- und Skandalpräsidenten, weit weg vom Lostopf platziert. Es half nichts. Er wurde wieder Präser. Wir kamen aus dem Saufen nicht mehr ´raus.
Sichtlich betroffen machten wir uns auf zum MegaPark. Dort wollten wir die Bayern auf der Großbildleinwand verlieren sehen. Unsere Bayern-Fans sahen das anders und sollten (leider) Recht behalten. Wir trafen auf ein paar coole Typen vom Kegelclub „Ramm drin“, die sich wie wir, ein gepflegtes einheitliches Outfit zugelegt hatten. Die Stimmung flachte nach und nach ab, so dass wir zum Essen zurück ins Hotel marschierten. Wir wollten keine Zeit verlieren. Schließlich sollten die Happy-Hour des MegaPark etwas intensiver genutzt werden (Warum eigentlich?). Nachdem der Grundpegel erreicht war, steuerten wir wieder den Bierkönig an.

Eine am Vorabend ausgehandelte Häkel-Bikini-Vorführung des „Häkelclub Sauerland Süd“ fiel (ohne Bikini) ins Wasser. Sauerländerinnen sind halt unbeständig und selten zuverlässig. Dies tat der Stimmung jedoch keinen Abbruch. Die Ausdauer der keuschen Mädels war allerdings beachtenswert. Beim traditionellen RIU-Besuch waren sie dann - nach frauenüblicher Entscheidungs- und Keramik-Orgie - auch dabei, zogen aber das Sterbezimmer vor. Zu später Stunde hieß es Abschied nehmen, denn am nächsten Tag stand schon die Rückreise an. Auf dem Rückweg ins Hotel konnte Ken o´ B einer eingangs erwähnten, osteuropäischen Straßengang entkommen, die ihm auch ohne zu bezahlen fast ein paar auf ´s Maul gegeben hätte.

4. Tag

Gegen 10:00 Uhr steuerten wir letztmalig den 6er an, um den ekligen Geschmack vom Frühstück loszuwerden. Einige wollten, um der Anwesenheit auf Mallorca durch einen gepflegten Hautkrebs auch optisch Ausdruck zu verleihen, noch ein Sonnenbad an der Playa nehmen. Dabei hatten Sie die Blendwirkung ihres Teints unterschätzt. Kurz gesagt – sie hätten besser ihre Klamotten anbehalten. Unser neuer Präser, Linda, hatte mit seinen Tentakeln unterhalb der Nase wieder einmal den richtigen Riecher und mitbekommen, wo es etwas zu Essen „förr ömmesös joaf“, um die arg gebeutelte Kasse zu schonen. Im Bierkönig sollte es am frühen Nachmittag Pizza geben. Tatsächlich, es gab kostenlose Pizzas und die waren nicht mal übel. Apropos übel. Was Linda uns nicht erzählt hatte, war, dass während der Pizza-Ausgabe eine Schlager-Dauerbeschallung mit mindestens 95 db erfolgte. Diese gipfelte in einer Darbietung des senilen Roger Whitaker. Als wir uns umsahen mussten wir feststellen, dass wir den Altersdurchschnitt zu diesem Zeitpunkt (den ca. 114-jährigen Roger nicht mitgerechnet) um etwa 30 Jahre gesenkt hatten. Aus Angst vor dauerhaften Verhaltensstörungen und Anmachen der Doppelherz-Fraktion suchten wir schließlich gesättigt das Weite.

Gegen 17:00 Uhr ging es ab zum Flughafen. Einige Hardcore-Fans der Szene beschallten das Flughafengebäude mittels eines Ghettoblasters und der Ballermann-Spezial-Super-Mitgröhl-Mucke-CD, so dass auch die orientierungslosen Blinden und Analphabeten unter den Passagieren die richtigen Abfertigungsschalter finden konnten. Das Flughafenpersonal bedankte sich mit landestypischer Touristenverarschung. Die Wartezeit überbrückten wir noch mit einem Hopfenblüten-Tee, ehe wir mit etwa 350 anderen Wahnsinnigen die Maschine besetzten. Während des Fluges machte ein Passagier schlapp und legte sich entlang der Fluchtwegemarkierung auf die Fresse. Glücklicher Weise war ein Arzt in der Nähe, der zudem auch noch nüchtern war. Arnold, der neben ihm saß, erfuhr so aus erster Hand, warum der Kuckuck aus dem Nest gefallen ist: „Zu wenig getrunken!“ (ohne Quatsch!).

Wir waren uns sicher, alles richtig gemacht zu haben und legten uns entspannt zurück.

Die Anti-Fummel-Taktik der LTU nur schwule Flugbegleiter und Stewardessen über dem Verfallsdatum einzusetzen, war dem Reiseentgelt nicht angemessen. Ansonsten war der Service unserer Fluglinie wieder einmal okay.
Nicht nur der Pilot, sondern auch frostige 7°C holten uns in Düsseldorf auf den Boden zurück.

Mallorca war erneut eine (teure) Reise wert.

Chicken, November 2002

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